Handfasting

Handfasting

Handfasting – den Bund fürs Leben zelebrieren

Was erst einmal grob klingt, kann eine wunderschöne Geste zur Trauzeremonie sein: Handfasting, der symbolische Bund fürs Leben. Im Englischen heißt der „Bund der Ehe“ „to tie the knot“, auf Deutsch: den Knoten zubinden. Und genau das ist Handfasting eigentlich auch: Es wird mit Hilfe eines Bandes ein Knoten um die Hände von Braut und Bräutigam zugezogen und deren Verbindung somit besiegelt. Handfasting ist ein uraltes Ritual für Trauungszeremonien und noch heute ein gern gesehener und durchgeführter Teil der Eheschließung. 

Ideen für weitere Rituale findest du in diesem Blogbeitrag!

1. Allgemein und Geschichte

Woher der Begriff Handfasting stammt, ist nicht eindeutig belegt. Vermutlich kommt es vom Wort „Handfaste“, welches so viel wie „geschlossener Vertrag“ bedeutet. Im mittelhochdeutschen Wortgebrauch steht „handveste“ ebenfalls für einen verbindlichen Vertrag. Und auch wenn das wenig romantisch klingt: Das Eheversprechen ist ebenfalls ein Vertrag. Handfasting wird als Wort und auch als Tradition vor allem den germanischen Völkern, Engländern, schottischen Gälen und Nordmännern zugeschrieben. In England war Handfasting als eine Art Verlobung üblich, also ein sich einander versprechen. In Schottland im 17. Jahrhundert wurde Handfasting hingegen bereits als Ritual für vorübergehende Ehen. Früher wurde mit einem mündlichen Versprechen geheiratet und das Handfasting symbolisierte den Bund. 

Vermutlich hat das Handfasting seine Wurzeln in den Zeiten, als es noch Volksstämme gab. Die „Heiden“ zelebrierten das Handfasting ebenso wie die Kelten – also Menschen einer bestimmten Kultur, die in unterschiedlichen Stämmen lebten. „Heiden“, also nicht an Gott Gläubige, führten das Ritual stellvertretend für die kirchliche Trauzeremonie durch. Die Kelten gelten ebenso als erste Anwender des Rituals. Damals wurde das Handfasting aber auch vor allem bei Paaren durchgeführt, die sehr arm waren. Denn Ringe waren schon damals kostspielig, da sie von einem Schmied aus Eisen oder einem anderen Metall erst angefertigt und angepasst werden mussten. Das heißt, dass das Handfasting die viel zu teuren Trauringe ersetzt hat. Und daher stammte wohl auch die Idee. Was liegt näher, als den Bund fürs Leben auch mit einer symbolischen Verbindung des Paares zu schließen?

Hierfür wurde von Stoff, Seil und Faden bis hin zu Kordeln und Zöpfen alles genutzt. Die Urform des Handfastings bestand aus einem Tuch, auf dem die Namen des Brautpaares standen, und welches Braut und Bräutigam mit einem Knoten verband. Solche Materialien aus Stoff oder Seil konnten sich auch Paare aus armen Verhältnissen leisten. Sie konnten sich durch das Handfasting für alle sichtbar verbinden und den Grundstein ihrer Ehe legen. Zudem konnten zu damaligen Zeiten die wenigsten Menschen schreiben oder lesen. Der Ehevertrag musste somit mündlich erfolgen und das Handfasting unterstrich dieses Vorgehen symbolisch. 

Ob das Ritual nun ausschließlich bestimmte Stämme durchführten oder die verschiedensten Völkergruppen, egal welcher Herkunft, Kultur und welchen Glaubens, ist nicht eindeutig belegt. Aber sicher gab es auch christliche Menschen, die den heidnisch-keltischen Brauch auch auf ihrer Hochzeit nutzten. Das Handfasting ist ein uralter Brauch auf Hochzeiten. Und das ist schon irgendwie romantisch. Wenn sich solche alten Bräuche bis heute halten oder wieder aufleben dürfen, müssen sie etwas besonderes sein.

Bis heute hat sich das Handfasting stetig weiter entwickelt und hat sich wahrscheinlich auch aktuellen Trends angepasst. In den Anfängen wurde für das Handfasting meist ein schlichtes, rotes Tuch genutzt. Die Stoffstreifen wurden bunter, Symbole und Muster sowie Familienwappen wurden aufgestickt oder aufgenäht und die Bänder waren fortan alles andere als schlicht. Was sich aber gehalten hat ist, dass der Name des Brautpaares auf dem Band verewigt ist. Häufig nutzte man als Knoten die liegende Acht, das Zeichen für Unendlichkeit. 

2. Beschreibung: Wie funktioniert Handfasting? 

Das Handfasting ist ein sehr beliebtes Ritual für Trauungen, vor allem die freien Trauungen. Es beschreibt das symbolische Verbinden der Hände des Brautpaares mit einem Band, der Handfeste. Dabei ist das Bandritual ein Teil der Trauzeremonie, ersetzt aber nicht die Trauung selbst. Früher stand das Ritual zwar für den Bund der Ehe, für den Vertrag zwischen Mann und Frau, die die Ehe eingehen wollten. Aber heute ist es mehr eine emotionale Zutat zu einer gelungenen Trauung. Denn die Bedeutung ist geblieben: Das Handfasting verbindet Braut und Bräutigam (oder Braut und Braut oder Bräutigam und Bräutigam) miteinander für die Ewigkeit.

Vor allem bei freien Trauungen, die fernab von einem bestimmten Glauben oder einer bestimmten Kultur vollzogen werden, ist das Handfesting sehr beliebt. Es rundet eine freie Trauzeremonie perfekt ab und sorgt für den nötigen Hauch Emotion und Romantik. Das gilt natürlich besonders dann, wenn die Familie oder die Freunde mit integriert wurden oder werden. Aber es gibt verschiedene Ansätze für die Durchführung des Handfastings. 

Die Grundlage eines jeden Handfastings ist das bei der Hand nehmen und das Umlegen der Handfeste. Dabei werden die jeweils rechten Hände des Brautpaares für das Handfasting genutzt. Umlegen und Knoten kann der Trauredner oder auch eine Person eurer Wahl durchführen. In der Regel müssen dann beide Brautleute ein jeweils loses Ende des Bandes greifen und die Hände aus dem Knoten ziehen, damit sich dieser festzieht. Dabei können die Hände übereinander, nebeneinander oder über Kreuz gehalten werden.

Das Paar schaut sich bei dem Ritual in die Augen und steht nah beieinander. Ihr könnt zum Beispiel eure Eheversprechen vortragen, bevor ihr die Hände aus der Schlaufe löst und den Knoten festzieht. Viele Paare sprechen während des Rituals ihre Versprechen oder Liebesbekenntnisse, manchmal hält auch der Trauredner eine passende Geschichte. Euren Kuss könnt ihr euch geben, wenn der Knoten zugezogen und eure Liebe symbolisch besiegelt ist. Viele Paare behalten das Band auch noch eine Weile um ihre Hände, um die Bedeutung der Zusammengehörigkeit und der Verbindung zu unterstreichen. Wie ihr euer Handfasting vollziehen möchtet oder volllziehen lassen möchtet, ist ganz allein eure Entscheidung. Hierfür gibt es keine allgemeingültige Regelung oder Struktur. Das Schöne am Handfasting ist ja seine Individualität und die besondere Symbolik, die dahintersteckt. 

3. Benötigte Gegenstände: Ein Band, viele Möglichkeiten

Ja, die Auswahl und Möglichkeiten einer Handfaste sind heutzutage grenzenlos, egal ob es um die Farbe, das Material oder die Verzierung geht. Ich möchte hier ein paar wunderschöne Ideen für das Handfasting-Band erwähnen, die das sowieso schon besondere Ritual noch schöner machen können.

1. Gemeinsam gestalten: Um seine Handfeste so individuell wie möglich zu gestalten, ist die Arbeit von mehreren nötig. Wie wäre es zum Beispiel, wenn ihr Familienmitglieder, eure Trauzeugen oder enge Freunde bittet, euch beim Gestalten des Bandes zu helfen? Auch kann das Band von den Hochzeitsgästen unterschrieben oder mit schönen Sprüchen und Glückssymbolen versehen werden. Das kann vor der Trauzeremonie passieren oder auch in die Zeremonie mit eingebaut werden.

2. Passend zur Hochzeit: Auf die Handfeste könnt ihr auch euren Trauspruch aufsticken oder aufdrucken lassen, wenn ihr einen habt. Vielleicht habt ihr auch ein bestimmtes Motto, welches auf dem Band verewigt werden kann. Viele Brautpaare stimmen auch die Farbe ihrer Handfeste mit den Farben der Hochzeit (Outfit, Motto) ab.

3. Kreatives Binden: Je nach Material und je nach Art, wie ihr eure Hände während des Handfastings halten möchtet, gibt es zahlreiche Bindetechniken. Ihr könnt den traditionellen Knoten in der Form des Unendlichkeitszeichens wählen. Ihr könnt aber „euren“ Knoten auch so halten, wie ihr möchtet. Am besten, ihr probiert vorher einfach mal verschiedene Möglichkeiten aus. Legt eure Hände nicht ineinander, sondern versucht es mal über Kreuz oder nebeneinander.

4. Mut zur Farbe: Wählt für eure Handfeste ruhig eine Farbe, die ihr beide mögt. Früher beziehungsweise im Laufe der Zeit ging man von der roten Farbe des Bandes auch langsam auf andere Farben über. Dazu gehörten zum Beispiel bestimmte Farben des Stammes, dem das Brautpaar angehörte. Auf diese Weise wurde nicht nur der Bund fürs Leben symbolisiert, sondern auch die Zugehörigkeit zu seinem Stamm oder seiner Familie.

5. Einfach oder gefüllt?: Tatsächlich wurde schon zu früheren Zeiten die Handfeste gefüllt. Damals waren es vor allem bestimmte Kräuter und Glücksbringer oder Düfte, die die Fruchtbarkeit beider Partner anregen sollte. So genau müsst ihr es heute nicht nehmen, aber die Idee des Befüllens ist nicht schlecht. Glücksbringer oder andere Symbole eurer Liebe sind in der Handfeste für die Zukunft bewahrt.

6. Selbst herstellen: Eine wunderbare Idee für Brautpaar und Freunde oder Familie ist das Gestalten der Handfeste. Das heißt: Selbst nähen! Eine Art Quilt als Handfeste oder ein Patchwork-Band ist eine schöne Erinnerung und gleichzeitig können sich die Familie oder die Freunde damit verewigen und ihren Anteil daran haben.

7. Bringt eure Nationalität ein: Wenn ihr vielleicht aus verschiedenen Ländern und Kulturen stammt, könnt ihr auch eure Nationalflaggen oder Farben in das Band einarbeiten. Wenn ihr zum Beispiel die Flaggen eurer Heimatländer einfach aneinandernäht oder nähen lasst, setzt ihr ein schönes Zeichen. Selbiges ginge natürlich auch mit den deutschen Bundesländern, falls ihr einen besonderen Bezug zu eurer Heimat habt.

8. Ein bisschen Klimbim gefällig?: Die Bänder können neben Farbe und Material auch mit kleinen Gegenständen behangen werden. An den jeweiligen Enden können zum Beispiel kleine Glöckchen oder bestimmte Symbole des Glücks und der Liebe angebracht werden.

9. Ein Geflecht der Liebe: Ihr könntet euren Gästen in der Einladung bereits ein schmales Seidenband (oder Bänder aus ähnlichen, leichten und weichen Stoffen) mitschicken. Dieses müssen sie dann zur Hochzeit mitbringen und ihr könnt euer ganz persönliches Band dann am Tag eurer Hochzeit aus den verschiedenen Seidenbändern eurer Gäste zusammenflechten.

10. Besonders emotional: Wie wäre es, wenn eure Handfeste vollständig oder teilweise aus Stoffen und Materialien besteht, die für euch eine emotionale Bedeutung haben? Das kann ein Stück der Krawatte vom Opa, ein Stück der bestickten Tischdecke von der Oma oder auch ein Stück vom Brautkleid der Mama sein. Besonders emotional ist dieses Vorgehen natürlich, wenn das Stoffstück Menschen gehörte, die eure Trauung nicht mehr miterleben dürfen.  

Früher, so ist es zumindest teilweise überliefert, war die Handfeste – wie bereits erwähnt – ein schlichtes, meist rotes Band. Erst am Altar im Laufe der Trauung wurde das Tuch verziert und beschriftet. Gängig war das Unendlichkeitszeichen und links und rechts davon die Namen des Brautpaares. Das Handfasting ist nicht nur ein schönes symbolisches Ritual für eure Trauung. Das Band ist zeitgleich auch eine einzigartige Erinnerung für die Zukunft. Und soweit sich das Ritual und das Band selbst auch entwickelt haben, hat beides nie seine Bedeutung verloren. Das Band kann zuhause aufbewahrt werden oder ihr findet einen besonderen Platz in eurem Zuhause dafür, um immer in Erinnerungen zu schwelgen. Ihr könntet eure Handfeste auch einrahmen oder eine Collage basteln, auf der das Stück Band einen Platz bekommt. 

4. Farbwahl beim Handfasting

Wer es ganz genau nimmt und an die Farblehre glaubt, kann sein Band auch entsprechend der Farbsymbolik wählen. Meist werden ja Farben genutzt, die dem Brautpaar gefallen oder die eine Bedeutung haben (Nationalität, Familienwappen und ähnliches). Euer Band kann aus einer oder auch mehreren Farben bestehen und wenn ihr möchtet, könnt ihr diese Farben nach Bedeutung wählen. Einige davon möchte ich euch kurz vorstellen:

  • Rot steht für die Liebe, aber auch für Stärke, Leidenschaft und Energie.
  • Rosa steht für Mädchenhaftig- und Weiblichkeit, ist aber auch eine zurückhaltende, freundliche Farbe.
  • Gelb strahlt Wärme aus und steht für Freude, Leben und Helligkeit.
  • Blau ist die Farbe der Treue, aber die Farbe steht auch für Gelassenheit und Ruhe.
  • Grün wie die Hoffnung, diesen Spruch kennt wohl jeder. Aber Grün steht auch für Entspannung und Fruchtbarkeit. 
  • Lila steht für Bescheidenheit, innere Kraft und Energie und für Bescheidenheit. 
  • Weiß ist eine reine Farbe und steht auch für Unschuld, Treue und Reinheit. 
  • Gold ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber symbolträchtig. Die Farbe steht für Weisheit, Klugheit, Reichtum und Macht. 

Egal, für welches Material, welche Farbe oder welche Art des Knotens und Bindens ihr euch entscheidet: Das Handfasting ist ein uraltes Ritual, welches seine Kraft und Bedeutung bis heute nicht verloren hat. Euer Band steht nicht nur für eure Verbindung und Ehe, sondern auch für euch als Paar und eure spezielle Beziehung zueinander. Also lasst euren Wünschen freien Lauf und wenn ihr Interesse an diesem Hochzeitsritual habt, macht, was euch gefällt und was für euch steht. Es gibt Hochzeitsbräuche wie diese, die besonders freien Trauungen den nötigen Hauch an besonderer Atmosphäre und Emotion verleiht. Und das Handfasting symbolisiert so viel, wie kaum ein anderer Brauch: Verbundenheit, Ewigkeit, Liebe, Zusammengehörigkeit, Treue und Kraft. 

5. Formulierungsbeispiele

Im Anschluss möchte ich euch noch ein paar Formulierungsbeispiele für den Brauch des Handfastings mit auf den Weg geben. Die Sprüche sind natürlich keine Pflicht, können aber vielleicht inspirierend sein. Viele Brautpaare wählen lieber ihre eigenen Worte und tragen während des Rituals ihre eigenen Gelübde vor. Nicht selten erzählt auch der Trauredner zuvor oder während des Rituals etwas über dessen Bedeutung. Traditionellere Sprüche während der Zeremonie klingen wie folgt:

„Der Knoten ist gebunden und eure Liebe schützend umwunden.“
„Der Knoten ist gebunden – ihr seid für immer verbunden.“
Englische Variante: „Bride to Groom, Heart to thee, Body to thee, Always and forever, So may it be (Alle: So may it be)“
„Auch wenn das Band nun abgenommen wird, wird es euch für immer verbinden. Für die Augen unsichtbar doch für die Herzen immer da. Nehmt es als Symbol eurer Verbindung.“

 

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